Überlegungen zur Geschichte des Weihnachtsfestes

Oft wird heute erklärt, dass Weihnachten auf ein römisches Fest zu Ehren des „Sol invictus“, der unbesiegten Sonne, zurückgehe, das dann von der Kirche im 4. Jahrhundert zum Fest der Geburt Christi gemacht wurde.
Diese Theorie taucht im 17. Jahrhundert bei englischen Puritanern und schottischen Presbyterianern auf, die das Weihnachtsfest so als verabscheuungswürdige Einrichtung der katholischen Kirche abtun wollten, wie sie auch sonstige Feste unterdrückten.
War es aber wirklich so? Wie viele andere „theologische“ Annahmen sollte auch diese Theorie gründlich auf die Stichhaltigkeit ihrer Argumente untersucht werden.
Manche meinen, dass das heutige christliche Fest eingeführt wurde, um die ausgelassenen Feiern der römischen Saturnalien zu ersetzen. Dieses Fest zu Ehren des Gottes Saturn endete aber spätestens am 23. Dezember. Wie hätte die Kirche durch eine Feier am 25. Dezember, da die Heiden bereits ihr Fest ausgelassen gefeiert hatten, solches erreichen wollen?
Andere behaupten, das Weihnachtsfest am 25. Dezember sei eingeführt worden, um das Geburtsfest der „unbesiegten Sonne“, das Kaiser Aurelian 274 einführte, zu verdrängen. Man darf aber nicht aus der Tatsache allein, dass das Weihnachtsfest erst 354 erwähnt wird, zwingend schließen, dass es erst im 4. Jahrhundert, also nach Aurelian, gefeiert wurde. Denn bis 313 konnte die Kirche nur im Untergrund wirken. Und: Hymnen und Gebete der ersten Christen bestätigen, dass Weihnachten auch davor gefeiert wurde, wenn auch auf Grund der Situation nicht öffentlich (vgl. Daniel-Rops, Prières des Premiers Chrétiens, Paris: Fayard, 1952, pp. 125-127, 228-229).
Im Hinblick auf Aurelian gibt es Hinweise, dass er dem sterbenden Römischen Reich neues Leben durch sein Fest der unbesiegten Sonne einhauchen wollte, auch als Antwort auf ein christliches Fest der Geburt Christi am 25. Dezember, um der wachsende Popularität und Stärke der katholischen Religion Paroli zu bieten (vgl. Talley, Thomas, The Origins of the Liturgical Year, pp. 88-91). Es gibt keinen Beweis, dass das Fest Aurelians, das übrigens nicht sehr populär wurde und auch bald wieder ausstarb, älter ist als das christliche Weihnachtsfest!
Hingegen gibt es Zeugnisse, welche zeigen, dass das Weihnachtsfest schon lange bevor Aurelians Fest gefeiert wurde. Der historische Ansatzpunkt für das Datum der Feier des Weihnachtsfestes ist die Empfängnis Johannes des Täufers, auf das sich sorgfältige und ausführliche Berechnungen früher Quellen stützen (vgl. 'De solstitiia et aequinoctia conceptionis et nativitatis domini nostri iesu Christi et iohannis baptista,' in Ibid., p. 93-94. Talley führt auch noch andere Quellen an, welche bestätigen, dass diese Daten hinsichtlich Emfängnis und Tod unseres Herrn sehr früh bestimmt waren).
Der frühe „Tractatus De solstitiia“ berichtet die Überlieferung von der Erscheinung des Erzengels Gabriel vor Zacharias im Tempel, als jener als Priester am Versöhnungstag dort Dienst tat, mit der Ankündigung der Geburt Johannes des Täufers (vgl. Lk. 1,18). Das legt die Empfängnis Johannes des Täufers während des Laubhüttenfestes im späten September und seine Geburt neun Monate später zum Zeitpunkt der Sommersonnenwende nahe.
Nach Lk. 1,26 erschien der Erzengel Gabriel im sechsten Monat nach der Empfängnis des Johannes der Gottesmutter Maria, also etwa zur Tagundnachtgleiche im Frühjahr, da die Kirche das Fest Mariä Verkündigung feiert (25. März). Die Geburt Christi müsste demnach in den späten Dezember fallen.
Dass diese Daten, die auf die Überlieferung und die Schrift basieren, vertrauenswürdig sind, wurde durch die Schriftrollen vom Toten Meer bestätigt, deren Autoren sehr viel an Kalenderdaten gelegen war, um die Thora-Feste festzulegen. Die Daten in den Schriftrollen machen es möglich, die rotierende Zuteilung der Priester für den Tempeldienst während des Alten Bundes festzustellen, und zeigen eindeutig, dass Zacharias im September als Priester im Tempel diente und bestätigten so die Überlieferung der frühen Kirche. (Shemaryahu Talmon, Professor Emeritus an der Hebrew University in Jerusalem und ein Schriftrollenexperte, veröffentlichte eine „in-depth study of the Temple’s rotating assignment of priests“ 1958 und die Rollen von Qumran zur Festsetzung in der Zeit des Neuen Testaments, in: Martin K Barrack, “It Comes from Pagans,” Second Exodus online.)
Nun bestätigt Sextus Julius Africanus bereits in seinen „Chronographiai“ um 221, dass die Verkündigung an Maria am 25. März geschah! Also war nach der Überlieferung der frühen Christen das Fest der Geburt Christi neun Monate später anzusetzen, und dies lange vor Aurelian! Dieses Datum hat also nichts zu tun mit heidnischen Festen, sondern ergibt sich aus uralter Tradition!
Die ersten katholischen Apologeten und Kirchenväter, die nahe der Zeit der Apostel lebten, waren sich der Daten, die mit der Geburt unseres Herrn Jesus Christus in Verbindung gebracht wurden, voll bewusst. Sie hatten alle die historischen Kalender zur Hand und sie hätten es sicher nicht zugelassen, wenn willkürliche Daten in die katholische Liturgie eingeführt worden wären. Das Datum der Geburt Christi wurde von ihnen als der 25. Dezember überliefert, ein Sonntag.
Die Bedeutung des Sonntags als des Tags der Geburt Christ deutet Cornelius a Lapide so: „Christus wurde an einem Sonntag geboren, denn dies war der erste Tag der Welt… Christus wurde Sonntag Nacht geboren, im Einklang mit der Ordnung seiner Wunder, so dass der Tag, an dem Er sagte, es werde Licht, und es ward Licht, der gleiche Tag war, an dem des Nachts das Licht in der Dunkelheit für jene, die aufrechten Herzens sind, aufleuchtete – welches ist die Sonne der Gerechtigkeit, Christus, der Herr“ (Commentaria in Scripturam Sanctam, Paris: Vives 1877, Luke 2:7, vol 16, p. 57).

gekürzt wiedergegeben von Thomas Ehrenberger nach Marian T. Horvat, Ph.D., Christmas Was Never a Pagan Holiday,
http://www.traditioninaction.org/religious/e031rp_PaganOrigins.html

 

Zurück Hoch Startseite